Es könnte alles so schön sein: Die Weltwirtschaft wächst synchron über alle Regionen, die Arbeitslosigkeit fällt europaweit, die Stimmung bei Unternehmen und privaten Haushalten ist prächtig. Doch die Finanzmärkte beachteten im August dieses eigentlich sehr beruhigende fundamentale Gerüst kaum, sondern wurden von zahlreichen Störfaktoren abgelenkt, von der Geopolitik bis zur Hurrikan-Saison. Aktien gaben nach, bonitätsstarke Anleihen erfreuten sich großer Beliebtheit, entsprechend sanken die Renditen von soliden Staatsanleihen. Vereinzelt wurden wichtige technische Marken erreicht, die Unsicherheit stieg an.
Zwei Ursachenkomplexe wirkten offenbar unheilvoll zusammen: Erstens, die jüngsten enttäuschend schwachen Inflationsdaten sorgen mit Blick auf die künftige Geldpolitik der großen Notenbanken für sinkende Zinserwartungen. Zweitens, geopolitische Unwägbarkeiten, die aus der Eskalationsspirale rund um Nordkorea resultieren, trüben das Bild aus Marktsicht. Letzteres birgt unkalkulierbare Risiken, wenn sich nicht zumindest ein Minimum an Rationalität bei allen Beteiligten durchsetzt. Wir gehen allerdings davon aus, dass es gelingt, aus dem Ping-Pong des sich stärker Bedrohtfühlens herauszukommen. Dann haben wir zwar keine gänzlich heile Welt, aber das gegenseitige Unwohlsein wird wenigstens nicht schlimmer, sodass vor allem das Risiko einer militärischen Eskalation wieder sinken kann.
Was aber auf jeden Fall bleibt, ist das Problem der Inflationsaussichten. Die US-Notenbank Fed wie die Europäische Zentralbank stehen unter spürbarem Rechtfertigungsdruck, ob die anhaltend niedrigen Inflationsraten es überhaupt erlauben, langsam aus der ultra-lockeren Geldpolitik auszusteigen. Die Hurrikane und ihre verheerenden Auswirkungen auf die betroffenen Gebiete sind aus konjunktureller Sicht zwar absolut verkraftbar, doch auch sie nährten die Zweifel der Märkte am weiteren Zinserhöhungspfad der Fed. Der Europäischen Zentralbank dagegen dürfte die Euro-Aufwertung kaum schmecken. Zwar sollte die Bewegung nun erstmal ausgelaufen sein, und auch hier bleiben die konjunkturellen Bremseffekte im Rahmen, aber die ohnehin schon schwachen Inflationsprognosen müssen zusätzlich nach unten revidiert werden. Und so sind die Anleiherenditen bei Bunds und Treasuries zuletzt spürbar gesunken.
Wir sehen gute Chancen, dass die Störfaktoren in den kommenden Wochen etwas abklingen. Übrig bleibt eine ordentliche Welt-konjunktur bei immer noch faktischer Inflationsfreiheit. Das macht das Umfeld für Aktien wieder freundlicher in den kommenden Wochen, ganz zu schweigen davon, dass in dieser Welt Aktien generell attraktiver sind als Rentenanlagen. Das nervöse Warten auf Inflation und damit auf höhere Zinsen hält allerdings an, und bleibt damit als Quelle für höhere Marktvolatilität erhalten.
(Quelle: DekaBank, September 2017)
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