Früher konnte man einfach nur über das Wetter sprechen, heute ist meist von Unwetter die Rede. Die Aufgeregtheiten nehmen gefühlt ständig zu – meteorologisch wie politisch. Gemessen daran reagieren die Kapitalmärkte derzeit überraschend maßvoll, und die Konjunktur zeigt sich standhaft. Aber wird das so bleiben? Der ohnehin schon rüde Umgangston der US-Regierung speziell in Handelsfragen steigerte sich unlängst und wurde begleitet von der Einführung von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium, u.a. aus Europa. Auch erhebliche protektionistische Maßnahmen zwischen den USA und China stehen mehr denn je in Rede.
Als ob diese Wolken am Himmel nicht schon dunkel genug wären, ziehen nun zusätzliche Gewitter aus Italien auf. Die neue Regierung aus rechter Lega und linker Fünf-Sterne-Bewegung hat einen Koalitionsvertrag aufgestellt, dessen üppige Ausgaben und marginale Einsparungen bei vollständiger Umsetzung eine unheilvolle Entwicklung von Staatsdefizit und -verschuldung zur Folge hätten. Damit rast eine EU-kritische Schlechtwetterfront über die Alpen direkt auf die EU-Institutionen und die Europäische Zentralbank zu. Der entsprechende Donnerhall kommt von den Ratingagenturen, die das Land mit der bald zu erwartenden nächsten Herabstufung nur noch eine Stufe über „non investment grade“ (also Ramsch) bewerten.
Ist das politische Unwetter also sicher und unabwendbar? Erfahrungsgemäß wird auch in der Politik nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Insofern rechnen wir sowohl mit Blick auf das Risiko eines Handelskriegs als auch auf den zu erwartenden italienischen Konfrontationskurs, dass über Diplomatie und Kompromissbereitschaft Schlimmeres vermieden wird. Eine zumindest kurzzeitige Eskalation ist aber in den vergangenen Tagen durchaus wahrscheinlicher geworden.
Insgesamt bekräftigen wir aber unsere Perspektive auf eine fortgesetzte globale Expansion und konstruktive Aussichten für die Kapitalmärkte. Die Schlagkraft von Institutionen wie der Welthandelsorganisation, den Vereinten Nationen, der EU und den Notenbanken sollte nicht unterschätzt werden. So unangenehm das Säbelrasseln auch sein mag, so wenige Taten sollten den Ankündigungen aus Washington und Rom tatsächlich folgen. Die Schwankungen an den Märkten werden dennoch vorerst hoch bleiben. Indes sehen wir die Notenbanken und deren sukzessiven Ausstieg aus der langjährigen ultra-expansiven Geldpolitik nach wie vor als den dominierenden makroökonomischen Faktor an. Mit dem geldpolitischen Gegenwind durch sich normalisierende Zinsniveaus können Konjunktur und Kapitalmärkte hinreichend gut umgehen. Bei einem politischen Unwetter wäre das anders.
(Quelle: DekaBank, Juni 2018)
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