Die anhaltende Hitze legt sich lähmend über Deutschland und füllend über das mediale Sommerloch. Doch wie so oft erhitzen plötzlich zum Teil altbekannte politische Themen die Gemüter. Die türkische Währungskrise zieht zunehmend die globalen Märkte in Mitleidenschaft. Hinzu kommen die defizittreibenden Pläne der italienischen Regierung und die anhaltend schwierigen Brexit-Verhandlungen. Und die US-Regierung hält die Märkte und die Medien mit weiteren Zollandrohungen vor allem gegenüber China und mit der Wiederherstellung von Sanktionen gegen den Iran in Atem. Bei dem Handelskonflikt geht es nicht nur um die Furcht vor einer Eskalationsspirale von Handels-beschränkungen, sondern vielmehr auch vor einer daraus resultierenden Investitionszurückhaltung mit der Folge einer spürbaren Wachstumsabschwächung und in letzter Konsequenz sogar vor einem Ende der bisherigen liberalen Welthandelsordnung unter dem Dach der Welthandelsorganisation. Diese Risiken beschäftigen nach wie vor die Unternehmen und die Märkte und damit auch die Volkswirte.
Bei der Gelegenheit sei eine kurze Frage erlaubt: Was wäre, wenn es aktuell keinen Handelskonflikt gäbe? Das Bild wäre geprägt von einer schon sehr lange expandierenden Weltwirtschaft mit angespannten Kapazitäten und in einzelnen Ländern wie den USA und Deutschland bemerkenswert niedrigen Arbeitslosenquoten. Vorherrschendes Thema wären dann wohl die Perspektiven für die momentan immer noch moderaten Inflationsraten. Vermutlich würden bereits Diskussionen aufkommen, ob die Notenbanken schneller als erwartet die Zinsen anheben und die Normalisierung der Geldpolitik rascher durchziehen müssten. Angstthema wären in diesem Fall potenzielle Bremseffekte der Geldpolitik mit Rezessionsgefahren und schwierigeren Perspektiven für die Aktien und Rentenmärkte.
Diese Diskussion findet – den Protektionismusbestrebungen geschuldet – derzeit aber bestenfalls am Rande statt. Insofern halten wir an unserem Hauptszenario fest, dass der fortgesetzte Handelskonflikt eine für die Unternehmen insgesamt zu bewältigende Belastung bleibt. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Konjunktur- und Kapitalmarktprognosen nahezu unverändert gelassen. Die Schwankungen an den Finanzmärkten werden freilich hoch bleiben. Denn das Austarieren von inflationstreibenden Effekten der Kapazitätsengpässe und einer doch eher gedämpften konjunkturellen Dynamik durch die großen Notenbanken ist keineswegs trivial. So wird das Pendel immer wieder in die eine oder andere Richtung ausschlagen und die Markterwartungen entsprechend bewegen. Bis zum Jahresende sehen wir in diesem Umfeld bei deutschen und europäischen Aktien sowie bei Anleihen aus den Emerging Markets ordentliche Anlageperspektiven.
(Quelle: Deka Bank, August 2018)
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