Historisch betrachtet waren in aller Regel die Notenbanken dafür verantwortlich, dass ein Aufschwung sein Ende fand, weil deren aggressive Zinserhöhungen in eine Rezession mündeten. Doch der alte Reflex der Geldpolitiker, auf stabilitätsgefährdend hohe Inflationsraten zu reagieren, spielt aktuell überhaupt keine Rolle. Denn die Preisentwicklung in den Industrieländern ist ungewöhnlich moderat, ja vielmehr sogar weiterhin zu niedrig für den Geschmack der Notenbanker. Damit stehen die Notenbanken keinesfalls unter Druck, ihre Geldpolitik zu straffen.
Politische Unwägbarkeiten gefährden weiteren Aufschwung
Vor diesem Hintergrund müsste man sich eigentlich an den Kapitalmärkten keine Sorgen um die Fortdauer des Aufschwungs machen, denn die Notenbanken signalisieren derzeit sehr klar ihre Unterstützungsbereitschaft. So behutsam jedoch die Notenbanken daherkommen, so grobschlächtig bewegt sich so mancher Politiker: US-Präsident Trump geht mit seiner Zolldrohung gegenüber Mexiko klar über seine bisherige Begründung von Zöllen durch „schädliche“ Handelsbilanzungleichgewichte hinaus und setzt sie nunmehr auch als Sanktionsinstrumente gegen Staaten und Unternehmen ein, um seine politischen Ziele durchzusetzen. Bei den Briten tritt Regierungschefin May zurück, wodurch sich die Hoffnungen auf einen geordneten Brexit auf Basis des mühsam ausgehandelten Austrittsabkommens verringern. Die italienische Regierung schließlich geht bei ihrer Schuldenpolitik mit vollem Anlauf auf Konfrontationskurs mit der Europäischen Union.
Es sind vor allem diese gewichtigen Elefanten im Porzellanladen, die sich anschicken, das Basisszenario der Deka-Volkswirte einer sich moderat fortsetzenden globalen Expansion zu gefährden und damit dessen Eintrittswahrscheinlichkeit zu verringern. Die tendenziell stützende Haltung der Notenbanken hilft da nur noch bedingt. Die politischen Unwägbarkeiten müssen definitiv stärker betont werden.
Konjunkturindikatoren fallen bislang gemischt aus
Die Finanzmärkte sind fern vom Panikmodus – den Notenbanken sei Dank. Sie senden beruhigende Signale, im Falle von trüberen Konjunkturperspektiven oder Verspannungen im Finanzsystem jederzeit handeln zu wollen und dies auch zu können. Insofern werden die amerikanische Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank innerhalb unseres Prognosezeitraums bis Ende 2020 wohl keine weiteren Zinserhöhungsschritte mehr vornehmen. Damit rechnen die Deka-Volkswirte auf absehbare Zeit auch nicht mit einem Anstieg der Einlagenzinsen. Die Renditen sicherer Staatsanleihen dürften nur leicht aus dem negativen Bereich nach oben kommen. Für die Aktienmärkte bleibt die Deka dabei, dass sich nach einer baldigen Korrektur wieder gute Chancen für höhere Kurse bieten werden.
(Quelle: Deka Bank, Juni 2019)
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