Auf der Nordhalbkugel werden die Tage kürzer, und die Temperaturen sinken. Das sind „gute“ Bedingungen für das Coronavirus, wenn die Menschen sich witterungsbedingt verstärkt in geschlossenen Räumen aufhalten. So omnipräsent die Corona-Pandemie hierzulande wieder ist, so heterogen ist die Entwicklung in den Weltregionen. Die USA nehmen rund 100.000 Neuinfektionen pro Tag hin und haben zugleich selektive Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität beibehalten, während in China seit Monaten kaum Neuinfektionen gemeldet werden. Beide Länder wachsen indes und zeigen sich ökonomisch unbeeindruckt von der Corona-Pandemie. Im Kontrast dazu bekommt die konjunkturelle Erholung in Europa Ende 2020 einen sichtbaren Dämpfer. Denn die zweite Corona-Welle hat die Regierungen zu neuerlichen Lockdown-Maßnahmen genötigt, die recht schnell ökonomische Bremsspuren hinterlassen werden. Es gibt durchaus Unterschiede zum Frühjahr: Vor allem sollen die produzierenden Unternehmen von Einschränkungen verschont sowie Kitas und Schulen grundsätzlich offen bleiben. Überdies haben wir ja nun schon etwas Übung im Überleben mit dem Coronavirus und die Hoffnung steigt, dass in absehbarer Zeit Impfstoffe und Medikamente zur Verfügung stehen werden.
Börsen haben gelassen reagiert
Letzteres ist eine sehr wichtige Grundannahme – nicht nur für die Konjunkturprognosen, sondern auch für die Kapitalmärkte. Trotz der Aktienkursrückgänge Ende Oktober darf konstatiert werden, dass die Börsen insgesamt recht gelassen reagiert haben. Die grundsätzliche Perspektive auf eine fortgesetzte konjunkturelle Erholung im kommenden Jahr besteht nach wie vor. Zweifellos dauern die Aufholprozesse hinsichtlich der Corona-bedingten Produktionsausfälle aus diesem Frühjahr aber länger als vor kurzem noch erwartet.
Aktien bleiben attraktiv
Immerhin sollten die Bremsspuren für die europäische Konjunktur nur kurzfristiger Natur zu sein. Das ist die Sicht der Kapitalmärkte, vor allem mit dem Argument einer stark schiebenden Wirtschaftspolitik. In diesem und im kommenden Jahr spielt die Unterstützung der Finanzpolitik eine wichtige Rolle, wie beispielsweise die aktuellen direkten Zahlungen der deutschen Regierung an Unternehmen, um deren Umsatzeinbußen zumindest zum Teil auszugleichen. Damit gehen zunächst höhere staatliche Haushaltsdefizite und steigende Schuldenstandsquoten einher. Deren Schuldentragfähigkeit scheint jedoch durch die expansive Geldpolitik gewährleistet. Die Europäische Zentralbank hat dies auf ihrer jüngsten Sitzung noch einmal deutlich gemacht. Eine Aufstockung des Corona-bedingten Anleihekaufprogramms (PEPP) darf für Dezember als gesichert gelten. Vor diesem Hintergrund bleiben die Anleiherenditen zunächst einmal auf ihren extrem niedrigen Niveaus, und künftige Renditeanstiege erwarten wir jetzt noch moderater als bislang erwartet. Dies bekräftigt die relative Attraktivität von Aktienmärkten für das Jahr 2021.
(Quelle: Deka Bank, November 2020)
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