Das Jahr 2022 ist noch jung. Die konjunkturelle Entwicklung müht sich erwartungsgemäß durch das Omikron-belastete Winterhalbjahr. Verbraucher wie Unternehmen sehnen sich nach sinkenden Corona-Ansteckungszahlen, abflauenden Liefer- und Transportengpässen sowie geringeren Inflationsraten. An diesem Bild hat sich in den vergangenen Wochen wenig verändert. Doch kann man ein unverändertes Bild auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten, und schon nimmt man es anders wahr. Genau dies hat an den Finanzmärkten Anfang Februar fast schlagartig zu größeren Bewegungen geführt. Auslöser war, dass die Notenbanken deutlicher als zuvor ihre veränderte Wahrnehmung der Welt kundgetan haben und damit vor allem zu einer Neubewertung an den Zins- und Rentenmärkten beigetragen haben.
Ende der ultra-expansiven Geldpolitik in den USA und in der Eurozone eingeläutet
Die US-Notenbank Fed und viele andere Zentralbanken, zuletzt sogar die Europäische Zentralbank (EZB), haben inzwischen klar signalisiert, dass sie die ultra-expansive Geldpolitik entschlossen und schneller als bislang gedacht beenden wollen. Der Grund für die ungewohnte Dynamik ist weniger der Umstand, dass die derzeit hohen Inflationsraten einen zäheren Rückzug antreten werden als bisher prognostiziert. Es ist vielmehr die neue Überzeugung der Geldpolitiker, dass die konjunkturelle Erholung der zurückliegenden rund eineinhalb Jahre so stark war und dass am Arbeitsmarkt kräftigere Lohnsteigerungen absehbar sind, sodass die ultra-lockere Geldpolitik nicht mehr erforderlich ist. Damit sind die Rückführung der Anleihekaufprogramme und erste Leitzinserhöhungen in greifbare Nähe gerückt. Das muss von den Finanzmärkten erst einmal verkraftet bzw. eingepreist werden.
Nominalrenditen im positiven Terrain
Und schon erscheinen negativ rentierende Bundesanleihen wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Das ausstehende Volumen an Anleihen mit negativer Rendite hat sich – global betrachtet – in den zwei Wochen um den Monatswechsel Januar/Februar 2022 mehr als halbiert. Die Zinswende ist da, die Nominalrenditen sind in positives Terrain gekommen, um dort auch zu bleiben. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Realrenditen, also die Renditen abzüglich der Inflation, weiterhin deutlich im Minus verharren.
Schwankungsintensive Wochen stehen bevor
Selbst wenn uns der geldpolitische Kurswechsel insbesondere von der EZB unerwartet abrupt zur Kenntnis gebracht wurde, sind die mittelfristigen Konjunkturperspektiven nach wie vor aufwärtsgerichtet. Denn die Notenbanken wollen die Zinsschraube nicht bis in den restriktiven Bereich überdrehen. Geht die monetäre Normalisierung wie avisiert lediglich in den neutralen Leitzinsbereich, dann sind die Umsatz- und Gewinnperspektiven für die Unternehmen grundsätzlich weiter intakt. Bei aller zu erwartenden Volatilität in den anstehenden Wochen, nicht zuletzt auch aufgrund des geopolitischen Säbelrasselns an der russisch-ukrainischen Grenze, sollten perspektivisch auch wieder neue Höchststände beim Deutschen Aktienindex DAX erreicht werden können.
(Quelle: DekaBank, Februar 2022)
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