Die Corona-Pandemie ist noch längst nicht überstanden. Über 60 Länder befinden sich mit Blick auf das Infektionsgeschehen in der zweiten Welle, sie haben also wieder mehr als 20 Prozent ihrer bisher höchsten Neuinfektionszahlen erreicht. Das kommt nicht grundsätzlich überraschend, aber doch etwas früher als gedacht und nicht erst im Winter, wenn naturgemäß mehr Aktivitäten in geschlossenen Räumen stattfinden. Politisch stehen, nach zwischenzeitlichen Lockerungen, wieder schärfere Corona-Regeln auf der Agenda. Wenn man der aktuellen Entwicklung in der Corona-Pandemie etwas Positives abgewinnen will, dann sind dies zum einen die weltweit erheblichen gemeinschaftlichen Anstrengungen bei der Suche nach Impfstoffen und Medikamenten sowie zum anderen die Beobachtung, dass die jüngsten Restriktionen kaum spürbar die Mobilität und die wirtschaftliche Aktivität bremsen. Die Konjunkturerholung hält an.
Geschwindigkeit der Erholung wird nachlassen
Viele Konjunkturindikatoren haben sich sogar mit hohem Tempo aus dem tiefen Rezessionstal herausbewegt. Doch die Erholungsgeschwindigkeit wird in den kommenden Monaten spürbar nachlassen. Die Rückkehr zur normalen wirtschaftlichen Aktivität wird ein Langstreckenlauf. Länder wie Italien und Spanien dürften erst nach 2022 ihre Produktionsniveaus von vor der Corona-Krise erreichen. Diese Perspektive birgt für die kommenden Jahre wesentliche Konsequenzen für die Kapitalmärkte: Die Deka-Volkswirte erwarten, dass die Arbeitslosigkeit über einen längeren Zeitraum hinweg hoch bleibt und die Kapazitäten unterausgelastet bleiben. Dies dürfte die Inflation bei den Güterpreisen anhaltend dämpfen. Das rechtfertigt aus Sicht der Notenbanken eine über weite Teile der Zwanzigerjahre anhaltende expansive Geldpolitik. Die von der amerikanischen Notenbank Fed gerade überarbeitete geldpolitische Strategie weist definitiv in diese Richtung: Zukünftig werden auch zeitweise über dem Inflationsziel liegende Raten hingenommen, ohne rasch die Zinsen zu erhöhen. Dies soll dabei helfen, am Ende des Tages die Inflationserwartungen bei rund 2 Prozent zu verankern. In eine ähnliche Richtung dürfte auch die Europäische Zentralbank denken, dort steht die Entscheidung über eine neue Strategie noch aus.
Corona verstärkt Megatrends
Bei allen Unwägbarkeiten, wie wir mit der Corona-Pandemie über das infektionsträchtigere Winterhalbjahr kommen, stehen die Zeichen doch auf eine weitere Konjunkturerholung. Daran wird es mal mehr und mal weniger Zweifel geben – mit entsprechend schwankungsreichen Finanzmärkten. Und doch dominieren die massiv unterstützenden geld- und finanzpolitischen Maßnahmen. Dies verfestigt die Aussicht auf nachhaltig zinslose liquide Geldanlagen genauso wie auf eine Vermögenspreisinflation bei realen Anlageklassen wie Aktien und Immobilien. Ergänzend bieten die Corona-bedingt sogar verstärkten Megatrends der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit durchaus konstruktive Zukunftsaussichten für die Zeit nach der Pandemie.
(Quelle: Deka Bank, September 2020)
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