Über viele Jahre hinweg spielte die Entwicklung der Verbraucherpreise kaum eine Rolle in unserem täglichen Leben. Inflation war kein Thema. Dies hat sich zuletzt geändert. Tanken und Heizen sind spürbar teurer geworden, beim Einkauf im Supermarkt werden höhere Beträge fällig, die Bahn passt die Ticketpreise nach oben an – kurzum, in der Öffentlichkeit und in der Politik wird zunehmend mit Sorgenfalten auf die Preisentwicklung geschaut. Stehen wir vor einem beängstigenden Anspringen der Inflation? Müssen wir für den Rest der Zwanzigerjahre mit schmerzhaften Kaufkraftverlusten rechnen?
Hohe Inflation vor allem aufgrund von Sondereffekten
Die Analysten weisen zwar zunehmend auf die gestiegene Unsicherheit hin. Doch für die Reaktion der Finanzmärkte auf die Inflationssorgen sind weniger die Analysten als vielmehr die Notenbanken und ihre Inflationseinschätzungen maßgeblich. Und diese halten an ihrer Einschätzung fest, dass die aktuell hohen Inflationsraten in erster Linie die Folge von Basis- und Sondereffekten und deshalb vorübergehender Natur sind. Diese Effekte sollten im kommenden Jahr sukzessive auslaufen. Mithin sehen die Notenbanken mittelfristig wieder wesentlich moderatere Preissteigerungen, sodass keinerlei Eile geboten zu sein scheint, die ultra-lockere Geldpolitik rasch aufzugeben und die monetären Zügel spürbar zu straffen.
Keine lang andauernde Inflationswelle
Im Lichte der jüngsten Konjunktur- und Preisdaten gehen die Deka-Volkswirte weiterhin davon aus, dass die aktuelle Welle von höheren Inflationsraten wieder abebben wird, selbst wenn es noch eine Weile dauern könnte. Eine echte Inflationswelle mit dauerhaft hohen Raten erwarten sie nicht. Letzteres steht in ihrem Risikoszenario. Für eine Inflationswelle bräuchte es Strukturbrüche, die grundsätzlicher und anhaltender wären, als es die wirtschaftlichen Verwerfungen von Angebot und Nachfrage in Form von Liefer- und Transportengpässen im Zuge der Corona-Pandemie sind. So bedürfte es etwa lang anhaltender Engpässe am Arbeitsmarkt, die wiederholte Lohnanpassungen nach oben nach sich ziehen würden. Auch Preiserhöhungen von Unternehmen müssten regelmäßig stattfinden, um eine Preis-Lohn-Spirale zu nähren – was nur bei deutlich geringer ausgeprägtem globalem Wettbewerb funktionieren würde.
Zinsarme Zeiten bleiben erhalten
Deutlich wahrscheinlicher ist es aus Sicht der Deka-Volkswirte, dass in den kommenden Quartalen aufgrund der derzeit zu beobachtenden Preissteigerungen das Angebot stärker ausgeweitet wird und damit die gestiegene Nachfrage wieder bedient werden kann. Sowohl der Wettbewerbsdruck als auch der technische Fortschritt dürften weiterhin dafür sorgen, dass die Finanzmärkte auf eine Moderierung der Inflationsdynamik vertrauen. Vor diesem Hintergrund ändert sich aus Anlegersicht wenig: Die zinsarmen Zeiten bleiben erhalten, wohingegen die günstigen Finanzierungsbedingungen den konjunkturellen Aufholprozess weiter unterstützen. Auch wenn es in den kommenden Wochen an den Märkten ruckeliger werden könnte, bleibt die Perspektive für die Aktienmärkte konstruktiv.
(Quelle: DekaBank, Oktober 2021)
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