Die Weltwirtschaft ist zurzeit nur mit gebremstem Tempo unterwegs und die Konjunkturaussichten sind ziemlich trist. Das von den Volkswirten der DekaBank erwartete Plus von 2 ¾ % beim globalen Bruttoinlandsprodukt in diesem und im kommenden Jahr ist sehr wenig, wenn man bedenkt, dass eigentlich noch einiges nach der Corona-Krise nachzuholen wäre. Die ökonomische wie auch die politische Nachrichtenlage ist sehr diffus, es gibt Risiken zuhauf, und die Kurse an den Kapitalmärkten schwanken ungewöhnlich stark.
Zurückhaltung bei Investitionen und Konsum
So weit, so enttäuschend. Doch es könnte beim Blick in die drei wichtigsten Volkswirtschaften der Welt zweifellos noch viel trister aussehen. In den USA hinterlässt der aggressive Zinserhöhungspfad der Notenbank Fed deutliche Bremsspuren bei der Investitionstätigkeit. Der aus den hohen Inflationsraten resultierende Kaufkraftentzug belastet die privaten Haushalte in ihrem Konsumverhalten. Immerhin ist aber der Benzinpreis zuletzt spürbar gesunken und der Arbeitsmarkt zeigt sich nach wie vor robust. Insofern gehen die Volkswirte der DekaBank „nur“ von einer sanften Landung der US-Volkswirtschaft aus, d. h. von einer schwachen Expansion der gesamtwirtschaftlichen Aktivität, aber eben nicht von einer spürbaren Rezession.
In China führen die Belastungen aus der Null-Covid-Strategie und im Immobiliensektor zu einer ungewöhnlich schwachen Inlandsnachfrage. Die Politik nimmt es hin, dass das Wachstumsziel von 5 % in diesem Jahr klar unterschritten wird. Und im Hintergrund schwelen die Spannungen zwischen China und den USA um Taiwan.
In Euroland führen die rasant gestiegenen Energiepreise und die drohenden Versorgungsengpässe bei Gas zu Konsumverzicht bei den privaten Haushalten und zu Investitionszurückhaltung bei den Unternehmen. In Deutschland zeigt sich dies besonders deutlich aufgrund der starken Abhängigkeit von russischem Gas. Als wäre das nicht genug, kommen aktuell auch noch das Niedrigwasser für die Binnenschifffahrt und mangelnde Logistikkapazitäten hinzu, die die Sorgenfalten für die Lieferketten vertiefen und die Produktionstätigkeit belasten. Zumindest um eine milde technische Rezession wird die deutsche Volkswirtschaft nicht umhinkommen.
Aktienmärkte warten auf verlässliche Informationen
Die Kapitalmärkte müssen also mit tristen Konjunkturperspektiven und Unwägbarkeiten umgehen. Die Suche nach dem neuen Normal bei den Zinsen geht weiter. Die Notenbanken setzen ihre Leitzinsen dabei forsch herauf. In der Erwartung, dass deren monetäre Straffung nicht überzogen wird, halten sich die Aktienmärkte überraschend tapfer. Aber für klare und stabile Aufwärtstrends ist die Zeit noch nicht reif. Also dürfte es im weiteren Jahresverlauf eher bei den überdurchschnittlichen Kursschwankungen an den Märkten bleiben. Es braucht erst verlässlichere Informationen für den Ausblick von Geldpolitik, Konjunktur und Geopolitik, um die gegenwärtige Tristesse zu überwinden.
(Quelle: DekaBank, August 2022)
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